DAS ENDE DER TRADITIONSSEGLER?

Sail Training Association Germany besorgt: Starker Gegenwind für deutsche Traditionsschifffahrt

Trotz der anerkannt geringen Unfallrate deutscher Traditionssegler veröffentlichte das Bundesverkehrsministerium im August einen „Entwurf der Änderungen der schiffssicherheitsrechtlichen Vorschriften über Bau und Ausrüstung von Traditionsschiffen und anderen Schiffen, die nicht internationalen Schiffsicherheitsregeln unterliegen“. Damit sieht die Sail Training Association Germany (S.T.A.G.) große Probleme auf ihre über 20 Mitgliedsschiffe zukommen. Sollten die dort erhobenen Forderungen tatsächlich verbindlich werden, müssten die Schiffe und ihre ehrenamtlichen Besatzungen zahlreiche Veränderungen wie u.a. gasdichte Maschinenräume auch auf hölzernen Traditionsseglern oder nach internationalen Regeln für die Berufsschifffahrt ausgebildete Mannschaftsmitglieder für das Verlassen deutscher Gewässer umsetzen. Dies bedeutet aber nach Aussage der Betreiber sogar das Aus für die meisten der z.T. über 100 Jahre alten Traditionssegler.

Die gemeinnützige Sail Training Association Germany (S.T.A.G.) widmet sich seit ihrer Gründung 1984  intensiv der Förderung des Sail Trainings für Jugendliche und jungen Erwachsene. Dafür sind nach übereinstimmender Auffassung aller internationalen Gremien vor allem Traditionssegler und die an Bord praktizierte Vermittlung traditioneller Seemannschaft am besten geeignet. Die S.T.A.G. unterstützt daher seit langem sowohl durch nautisch-technische Weiterbildung von Besatzungsmitgliedern als auch durch Ausrüstungsbeihilfen  alle Bemühungen der Betreiber, den hohen Sicherheitsstandard an Bord dieser Schiffe zu erhalten.

Mit der vorgelegten Neufassung der Sicherheitsrichtlinie für Traditionsschiffe kämen nicht nur auf einige S.T.A.G.-Mitgliedsschiffe hohe Belastungen durch verschärfte Auflagen beispielsweise im Bereich der Qualifikationen der Schiffsbesatzung, Brandschutz oder auch Ausrüstung zu, sondern auch auf die weiteren über 100 Vertreter der deutschen Traditionsschiffsflotte, die derzeit einen Sonderstatus aufweisen. „Wir setzen es natürlich voraus, dass unsere ehrenamtlich geführten Mitgliedsschiffe jetzt schon hohe Standards im Bereich Sicherheit für Crew und Mitsegler bieten. Mit der neuen Sicherheitsrichtlinie sieht die Sail Training Association Germany teils existenzbedrohende Aufwände auf die Eigner und Betreiber zukommen, die viele nicht leisten können“, erläutert der erste Vorsitzende Jörg Schinzer. „Unser Verein schätzt die Richtlinie als starken Gegenwind für die gesamte Traditionsschiffer-Szene ein. Wir werden daher unseren Mitgliedsschiffen soweit wie möglich Hilfestellungen geben, sollte die Sicherheitsrichtlinie in der vorgeschlagenen Form umgesetzt werden. Wird die Richtlinie aber tatsächlich so wie im Entwurf umgesetzt, wird das leider das Ende zahlreicher Traditionsschiffe bedeuten.“

Die S.T.A.G. unterstützt die Verhandlungen des Interessenverbandes der Traditionsschiffe, der „Gemeinsamen Kommission für historische Wasserfahrzeuge“ (GSHW), mit dem Bundesministerium. Noch bis zum 5. Oktober können im Ministerium Stellungnahmen eingereicht werden, um so noch Änderungen in der Vorlage zu erreichen. Die GSHW bewertet zurzeit die vorliegenden Änderungen und erarbeitet Alternativvorschläge, um das maritime Kulturerbe vor dem Verschwinden zu bewahren.

Bremerhaven, September 2016

Über die S.T.A.G.

Die Sail Training Association Germany (S.T.A.G.) ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Bremerhaven, der 1984 nach dem Vorbild der britischen Sail Training Association gegründet wurde. Heute zählt sie mehr als 4.000 Mitglieder wie Jugendliche, Erwachsene, Schiffseigner, Segler, Verbände, und über 20 Mitgliedsschiffe. Hauptziel des nicht gewinnorientierten Vereins ist die Förderung der Teilnahme von jungen Menschen am Sail Training. Die S.T.A.G. ist anerkannt als förderungswürdigen Zwecken dienende Körperschaft und als Träger der freien Jugendhilfe in Bremen.

Sail Training beinhaltet die allgemeine Segelausbildung von Menschen aus verschiedenen Nationen, Kulturkreisen und sozialen Hintergründen. Ziel ist es, die persönliche, geistige sowie körperliche Entwicklung und Charakterbildung unter den fordernden Rahmenbedingungen der Natur in dem besonderen Lebensumfeld an Bord eines Schiffes zu begünstigen.

Die S.T.A.G. fördert die Idee des Sail Trainings, indem sie interessierten Jugendlichen und Erwachsenen Kontakte zu Segelschiffen vermittelt, die Kojenplätze anbieten und auf denen Sail Training praktiziert wird. Die Interessenten müssen keine seglerischen Vorkenntnisse besitzen. An Bord werden die Mitsegler (so genannte Trainees) für die Dauer der Törns Mitglieder der Besatzung auf Zeit, arbeiten aktiv mit und werden von der Stammbesatzung an seemännische Aufgaben herangeführt. Dabei fördert die S.T.A.G. unter bestimmten Voraussetzungen Jugendliche und junge Erwachsene bis 30 Jahre, die sonst keine Möglichkeit haben, einen solchen Segeltörn zu bezahlen.

Die Mitgliedsschiffe der S.T.A.G. reichen von kleineren Yachten, Traditionsschiffen bis hin zu dem Rahsegler „Alexander von Humboldt II“ mit 65 m Länge.

Darüber hinaus ist die S.T.A.G. Gründungsmitglied des internationalen Dachverbands Sail Training International (STI) und wirkt bei den jährlichen Großseglerregatten „Tall Ships‘ Races“ mit, indem sie jugendliche Trainees für die teilnehmenden internationalen Schiffe anwirbt und fördert. Zudem wirkt sie als Kontakt – und Bindeglied zwischen der STI und deutschen Gasthäfen der Tall Ships‘ Races.

Weitere Informationen und Pressekontakt:

Sail Training Association Germany (S.T.A.G.)

Coloradostr. 7

27580 Bremerhaven

Telefon: 0471 – 9 45 8821

E-Mail: stag@sta-g.de

www.sta-g.de

1 Foto: Galeasse „Zuversicht“, Kiel

© H.Boehm, 2015