Geschichte:
Nach dem Ende der napoleonischen Kriege und Vollendung der Restauration, kehrten auch die Herrscher zu alten Bräuchen zurück und machten sich kostbare Geschenke. Eines war die Fregatte Royal Louise. William IV, König von England und Offizier der Royal Navy beauftragte die Werft im Arsenal von Woolwich an der Themse und den Schiffbaumeister Long mit dem Bau einer Yacht mit dem Aussehen Fregatte Thetis im Maßstab 1:3 für den preußischen König Friedrich Wilhelm III. Vor dem Stapellauf am 1. Mai 1832 wurde sie auf den Namen der 1810 verstorbenen preußischen Königin „Royal Louise“ getauft. Lord Adolphus Fritz-Clarence segelte die Westentaschenfregatte nach Hamburg. Dort wurde das Schiff abgetakelt, mit Flößen der Tiefgang verringert und so über Elbe und Havel nach Berlin gebracht. Hohe Marineoffiziere übergaben dem König das großzügige Geschenk. Dietrich Schadow, der preußische Hofconducteur entwarf als Winterlager den repräsentativen „Fregattenschuppen“ auf der Pfaueninsel, der heute noch steht. Offizieller Heimathafen wurde zunächst die Matrosenstation am Jungfernsee neben der Glienicker Brücke, später die von Kaiser Wilhelm II. nach norwegischen Vorbildern erweiterte „Matrosenstation Kongsnæs“ in Berlin. Oft ist der Kaiser an Bord, auch Kronprinzessin Cecilie nutzte häufig die kleine Fregatte.
Nach dem 1. Weltkrieg, während des Krieges war das Schiff im Fregattenschuppen eingelagert, schenkte der Kaiser die Royal Louise dem „Verein Seglerhaus am Wannsee“ für die Jugendarbeit. Ob es die Weltwirtschaftskrise war oder Gleichgültigkeit, 1926 erhielt die Fischerei-Lehranstalt Sakrow den heruntergekommenen und ausgeschlachteten Rumpf zur Verwendung.
Die Reichsmarine erkannte den Wert des Schiffes und holte es 1935 nach Kiel. Sie wollte es anlässlich Marine-Volkswoche als Denkmal für die deutsche Marine aufzustellen. Anschließend sollte die Royal Louise umfassend restauriert werden. Dies verhindert jedoch der Krieg. Stattdessen verfügte 1947 die britische Militärregierung die Beseitigung aller militärischen Denkmäler. Da nach Meinung der Kieler auch der hölzerne Segler unter diese Anordnung fiel, endete das großzügige Geschenk des englischen Königs im kalten Winter 1947 als Brennholz.
Die neue Royal Louise entstand unter Aufsicht der Beratungs- – und Projektmanagementgesellschaft für regionale Wirtschaftsentwicklung mbH auf der Yachtwerft Berlin in Köpenick im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Sie wurde finanziert vom Arbeitsamt, dem Berliner Senat und den Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben. Das Betreiberkonzept erwies sich als nicht tragfähig, so dass die recht luxuriöse Minifregatte 2003 aufgelegt wurde und rasch verfiel.
Hätte nicht der rührige Verein Royal Louise-Yacht –und Schifffahrtverein eingegriffen und sich hoch verschuldet, so wäre Berlin heute um eine Attraktion ärmer und Prinz Phillip könnte nicht mehr ein Stückchen nachgebautes Großbritannien besichtigen. Mit engagierten Helfern und Vereinsmitgliedern, guter Werbung und Gesprächen mit Vertretern der Wirtschaft, Politik und Denkmalsschutz konnte inzwischen ein tragfähiges Betriebs – Konzept entwickelt werden.
©H.H.Böhm 2016