Vor 3 Jahren wurde meine Segelbegeisterung beim Jollensegeln auf dem Zwischenahner Meer geweckt. Etliche Segeltage später und als stolze Besitzerin eines Sportbootführerscheins Binnen und See beschränkte sich meine Segelerfahrung leider immer noch auf das heimische Binnengewässer. Dies sollte sich nun endlich ändern. Über einen Freund hatte ich von der S.T.A.G. erfahren und hatte das Glück einen Nachrückerplatz für den Pfingstjugendtörn auf der Esprit zu bekommen. Schon eine Woche nach der Zusage machte ich mich in übervollen Zügen auf den Weg nach Bremerhaven. Ohne eine große Vorstellung was mich erwarten würde, aber mit viel Vorfreude im Gepäck suchte ich am Hafen angekommen bei strahlendem Sonnenschein den Liegeplatz der Esprit.
An Deck wartete schon das Jugendteam auf uns und unter Deck wurden wir von der Stammcrew mit leckerem Abendessen begrüßt. Beim gemütlichen Essen an Bord wurde der Plan für die nächsten Tage besprochen. Helgoland, das sonst übliche Ziel, sollte dieses Wochenende aufgrund der Nordseewoche nicht angelaufen werden. Stattdessen wurde Büsum ins Auge gefasst, dessen Name im Zusammenhang mit den Büsumer Nordseekrabben bei einigen sofortige Begeisterung auslöste. Unsere Besatzung für dieses Wochenende: 4 Stammcrewmitglieder der Esprit, Milena, Lydia und Georg als Jugendteam der S.T.A.G. und 9 Trainees mit unterschiedlichsten Segelerfahrungen. Von Segel-Neulingen bis zur Atlantiküberquerung war alles vertreten. Viele der Teilnehmer kannten sich schon vom letzten Jahr, denn der Törn sollte eigentlich schon 2021 stattfinden und wurde coronabedingt im letzten Jahr als Onlinetörn durchgeführt. Dadurch ging das Namenlernen schneller von der Hand, die Stimmung war sofort ausgelassen und die Esprit war vielen auch schon bekannt.
Schnell lernten wir, dass sich der Tagesablauf auf der Nordsee nach den Gezeiten richtet und die Nacht auch mal kürzer ausfallen kann. Der Plan für den morgigen Tag: 4:30 Uhr aufstehen, um pünktlich mit dem Hochwasser in Bremerhaven auszuschleusen und sich anschließend vom ablaufenden Wasser aus der Weser rausziehen zu lassen. Nach einer ausführlichen Sicherheitseinweisung ging es also schnell in die Kojen.
Einige Stunden später schallte schon die Guten-Morgen-Musik durch Kammern und wir sammelten uns motiviert im Cockpit. Für das Ablegemanöver bekam jeder eine Aufgabe an den Fendern und Leinen. Kaum abgelegt stand das nächste Anlegemanöver in der Schleuse bevor. Da waren sogar unsere Skipper aufgeregt, denn so voll hatten selbst sie die Schleuse noch nicht erlebt. Hinter der Schleuse hieß es dann zum ersten Mal Segel setzen, schon beeindruckend verglichen mit einer Jolle. Auf einem Amwindkurs und unterstützt von der Strömung kamen wir schnell in Fahrt und ließen uns bei über 10 Knoten den Wind um die Köpfe wehen. Vorbei an Fahrwassertonnen, Leuchttürmen und Windrädern rollten wir das Feld der vorausfahrenden Helgolandregatta von hinten auf, bis wir unseren Kurs Richtung Büsum änderten. Schnell wuchsen wir als Crew zusammen, jeder packte an und war mit großer Begeisterung dabei. Selbst der ein oder andere Anflug von Seekrankheit wurde mit guter Laune schnell überwunden. Auf der Fahrt nach Büsum lernten wir die Navigation mit GPS, Kompass und Papierkarte und fuhren schließlich sicher Richtung Hafen. Als persönliches Highlight des Törns durfte ich in Büsum anlegen und wir machten zwischen den vielen Krabbenkuttern fest. Getreu unseres Törnmottos „Nicht lang schnacken, Segel packen“ wurde schnell das Deck klariert. Anschließend wartete das verdiente Krabbenbrötchen samt Hafenfest bei sonnigem Wetter auf uns.
Wir ließen den gelungenen Segeltag mit einem lustigen Abend ausklingen, bevor am nächsten Morgen um 4:30 Uhr wieder der Wecker klingelte. Wieder standen alle hochmotiviert im Sonnenaufgang an Deck und wir verließen Büsum Richtung Bremerhaven. Die Aufgaben an Deck spielten sich so langsam ein, eingeteilt in 3 Wachen hatte jeder die Möglichkeit Ruder zu gehen, den Ausguck zu übernehmen und die Navigation zu machen. Im Gegensatz zum ersten Tag blieben heute alle von der Seekrankheit verschont und wir verbrachten den Tag mit interessanten Gesprächen, kleinen Theorieeinheiten oder einfach lesend und schlafend an Deck. Als wir schon am frühen Nachmittag auf Bremerhaven zusteuerten, wollte noch keiner so richtig den Segeltag zu Ende gehen lassen und so entschieden unsere Skipper kurzerhand die Weser bis nach Brake weiter zu segeln. In Brake angekommen genossen wir das wohlverdiente Anlegebier und bekamen noch spontanen Besuch aus dem S.T.A.G Vorstand. Zur Freude aller durfte am nächsten Tag bis 8 Uhr ausgeschlafen werden, bevor es für uns zum letzten Mal an diesem Wochenende hieß: Leinen los und Segel setzen. Wir fuhren die Weser wieder raus nach Bremerhaven und legten schließlich auf unserem Liegeplatz in Bremerhaven an.
Am Ende dieses gelungenen Törns standen neben einer tollen Crew, ganz viel Spaß und gutem Wetter ganze 174 Seemeilen im Logbuch, davon 167 unter Segeln!
Übrigens komme ich erst jetzt, 2 Wochen nach Pfingsten, dazu diesen Bericht zu schreiben, da ich letztes Wochenende sofort wieder mit der Esprit unterwegs war, dieses Mal mit dem Ziel Helgoland.
Kristin, Trainee